Erfahrungsbericht HTC Desire

HTC Desire mit Webbrowser im Querformat
HTC Desire mit Webbrowser im Querformat

Seit nun etwas mehr als drei Wochen, bin ich Besitzer eines Smartphones: dem HTC Desire. Es ist also an der Zeit einen ersten Erfahrungsbericht zu schreiben.
Die ersten Erfahrungen mit einem Smartphone, sammelte ich mit dem P910i von Sony Ericsson. Schon damals konnte man unterwegs im Internet surfen oder die E-Mails abrufen. Nur waren die Kosten für den Datenverkehr so hohrend hoch und die Geschwindigkeit so lahm, dass spätestens beim Eintreffen der Rechnung der Spass endgültig verging.

Heute ist das anderst und die Telcos bieten unterschiedliche Angebote zu mehr oder weniger fairen Preisen. Da hat Apple mit dem iPhone sicher auch einen grossen Teil dazu beigetragen. Das kann man nicht bestreiten. Mit der ganzen Philosophie die Apple aber an seine Produkte knüpft, schaden sie der Freiheit des Internets leider enorm. Warum ich das so sehe, werde ich in einem späteren Artikel zum Besten geben.

Nun aber zurück zum eigentlichen Thema: dem HTC Desire.
Das momentane Flaggschiff von HTC. Lust, Begierde, Sehnsucht & Verlangen. Zu keinem Mobiltelefon passt der Name „Desire“ besser. Das spürt man sobald man es das erste Mal in der Hand hat. Seit Mitte April in der Schweiz erhältlich ist es im Moment noch schwer zu bekommen.
HTC ist es gelungen, seine Produkte zu verbeiten, in dem sie auf ein offenes Betriebssytem für ihre Geräte setzen. Dieses System heisst Android™, wurde von Google iniziert, umfasst ca. 30 Firmen (Open Handset Alliance), die für Android™ Code schreiben und wurde im vierten Quartal 2008 veröffentlicht. Damals machte ich auch die ersten Versuche mit Android™ auf meinem Openmoko-Freerunner.
Der Sourcecode von Android™ ist ein Zwitter zwischen Closed-/ und Open-Source, steht darum auch unter einer Apache-Lizenz und nicht unter der GPL. Die Verbreitung von Android™ nimmt stark zu, was man auch hier nachlesen kann. Ist es doch für Entwickler viel attraktiver für eine offene Plattform zu entwickeln, welche ihnen nicht das Recht an ihrer Software nimmt, sobald sie im Store hochgeladen wurde.

Die aktuelle Version von Android™ nennt sich Eclair, Versionsnummer 2.1. Mit dieser Version ist auch mein HTC Desire bestückt plus einer neuen Version der HTC eigenen Oberfläche Sense™-UI. Auf dem folgenden Bild siehst du meine sieben Homescreens.

mein Homescreen

Wie man sieht, lässt sich der Bildschirm beliebig mit Programm-Icons (Apps) oder direkt laufenden kleinen Programmen (Widgets) bestücken.

Erster Eindruck, Verarbeitung
Die Verarbeitung gefällt mir im Gegensatz zu andern Testern sehr gut. Bekanntlich basiert das Design auf dem Nexus One. Der Trackball wurde beim Desire jedoch durch einen optischen Trackball ersetzt – genial für Cursorpositionierung in Texten. Zusätzlich gibt es Hardwaretasten für „Home“, „Menü“, „Zurück“ und „Suchen“. Auf der Seite befindet sich eine Wipptaste für die Lautstärke. Und oben ist der Ein-/Ausschaltknop. Alles verpackt in einem schicken Gehäuse. Mir persönlich gefallen Form und Material sehr gut. Vorallem gefällt mir das Rückenteil, welches leicht gummiert ist und super in der Hand liegt.

Display
Das AMOLED-Display ist brilliant und mit einer Auflösung von 480x800px auf 3.7″, werden Texte in PDF’s, eBooks oder einfach Websiten auch in kleiner Schrift gestochen scharf dargestellt. AMOLED steht für „active matrix organic light emitting diode“ und ist eine Display-Technik die offiziell von Samsung entwickelt und vertrieben wird. Vorteile sind die unglaubliche Brillianz und da AMOLED’s ohne Hintergrundbeleuchtung auskommen, auch der geringe Stromverbrauch.
Leider hat das Display aber auch eine gravierende Schwäche: grelles Sonnenlicht. Im Freien habe ich darum den Kontrast auf der höchsten Stufe. Die Umschaltung des Kontrasts erledige ich mit dem Widget „Dazzle-Configurable-Switcher“.

Mobiles Internet
Etwas vom wichtigsten bei einem Smartphone, der mobile Internetzugang. Mit WLAN und HSDPA (3G) ist das Desire bestens ausgerüstet. Die Einstellungen sind leicht zugänglich und mein Heimnetz ist schnell eingerichtet. Die Umschaltung von WLAN auf 3G funktioniert automatisch, womit man immer online sein kann. Mit meinem 1GB-„Flatrate“-Vertrag kann ich diese Möglichkeit auch bedenkenlos nutzen. Ebenso einfach lässt sich das Desire via USB-Kabel als Modem nutzen (Tethering). Praktisch wenn ich mal mit dem eeePC unterwegs bin und ins Netz will.
E-Mails werden gepusht, ebenso die Aktualisierungen auf Facebook, Flickr und Twitter. Mit dem Desire ist man also immer auf dem neuesten Stand. Die Darstellung im Browser ist hervorragend. Webseiten werden auf jeder Zoomstufe neu umgebrochen, so dass ein seitliches scrollen weg fällt. Auch Flash ist mit dem Desire kein Problem.
Sehr gut gefällt mir, dass Anrufe auch über Skype möglich sind – mit WLAN aber auch mit 3G. Bei mir läuft dazu „Fring„. „Nimbuzz“ habe ich auch schon angeschaut, was mir aber nicht gefallen hat.

Kamera
Die Kamera knipst Bilder mit 5MP, sogar in dunkler Umgebung dank eingebauten LED-Blitz. Da ich diese Funktion nur für Schnappschüsse nutze, verzichte ich auf eine genauere Beschreibungen.

Geschwindigkeit
Mit dem verbauten Qualcomm Snapdragon-Prozessor mit 1GHz und den 576MB Arbeitsspeicher erziehlt das Desire Geschwindigkeiten die jenseits von dem liegen, was man von Smartphones bisher gewohnt war. HTML-Seiten werden sehr schnell geladen und das Umschalten und Starten von Programmen geht wunderbar flüssig.

Akku
Ein leidiges Thema bei allen Smartphones. Wurde in der Vergangeheit das Hauptaugemerk auf die Funktionalität der Geräte grossen Wert gelegt, blieb die Entwicklung der Akkus leider mehr oder weniger auf der Strecke. Dies führt dazu, dass die Akkus eines modernen Smartphones kaum länger als einen Tag halten. Ich spreche hier nicht von ausgeschalteten Diensten (GPS, 3G, WLAN). Die sind bei mir praktisch immer an, schliesslich sind die Smartphones dafür gemacht. Sind diese Dienste hingegen ausgeschaltet, erreicht das Desire knapp zwei Tage Laufzeit.

Bedienung
Für jemanden mit einer gewissen Computer-Affinität ist die Bedienung von Android™ im Nu zu erlernen. Systemeinstellungen sind mit einem Druck auf den Menü-Button leicht zu erreichen. Ein grosser Vorteil sind m.E. die Widgets. Als kleines Beispiel die ON-/OFF-Schalter für WLAN, 3G, GPS, Flugmodus, kann man sich bequem auf dem Homescreen ablegen und mit einem Klick an-/ bzw. ausschalten. Aber auch das E-Mail oder News Widget sind praktisch.
Mit das eindrückliste ist aber die Flüssigkeit der Bedienung. Mit einem leichten über den Bildschirm streichen wechselt man zwischen den verschwiedenen Homescreens. Ganz spezielle ist die Helikopter-Ansicht. Streicht man mit Zeigefinger und Daumen diagonal von aussen zu Mitte, werden die sieben Homescreens in einer Übersicht dargestellt – ähnlich Expose auf dem Mac oder auf Linux. Sehr praktisch für die schnelle Navigation.

Sens™-UI
Individualismus pur. Ist es doch schon lange ein Wunsch, sein Handy nach den eigenen Bedürfnissen einzurichten. Mit dem Desire ist das kein Problem. HTC spendiert dazu mit der Sense™-Oberfläche ganze sieben Desktops die beliebig mit Programmen (Apps) oder Widgets (direkt laufende kleine Programme) bestückt werden können. Wem die sieben Desktops zu wenig sind, kann je nach Bedürfnis zwischen den Themen umschalten, welche wiederum jedes für sich sieben Desktops bereit stellt. Somit lassen sich theoretisch 56 Desktops individuell belegen.
HTC integriert in der Sense™-Oberfläche aber auch eigene kleine Programme so genannte Widgets wie z.B.: Friendstream, ein Nachrichtentool das direkt auf der Oberfläche die neuesten Einträge deiner Freunde auf Facebook, Twitter und Flickr vereint und anzeigt. Ein guter Ansatz wie ich finde, weil man nicht erst ein Programm starten muss um die Aktualisierungen anzuzeigen. Ebenso geht das mit SMS, RSS, E-Mail und Kalender – alles direkt auf dem Homescreen.

Software und Speicher
Mit dem Market-Store hat man Zugriff auf über 40’000 Applikationen – davon mehr als die Hälfte kostenlos. Somit findet man für nahezu jede Anwendung das passende Stück Software und mit einem Klick ist diese dann installiert. Darüber hinaus besteht aber auch die Möglichkeit Programme von anderer Quelle zu installieren. Man ist also nicht an einen Ort gebunden wie das beispielweise bei Apple der Fall ist. Ebenso verzichtet Google auf eine Kontrollinstanz und lässt die Kontrolle alleine bei den Benutzern. Die können mit einem Bewertungssystem Sterne vergeben und in Kommentaren ihre Meinung zur Software kundtun.
Einziger Wehrmutstropfen ist der viel zu geringe Speicher und die (momentane) Unterbindung von Google, Apps auch auf die microSD-Card zu installieren. Das sollte aber mit der neuen Version von Android (Froyo) möglich sein.
Taskkiller-Programme sind aufgrund der genialen Speicherverwaltung von Android unnötig – unter Umständen sogar schädlich.

Fazit
Ein kleiner Wermutstropfen ist für mich der interne Telefonspeicher. Dieser ist mit 512MB, wovon ca. 130MB für die Apps verwendet werden können, doch recht mickrig. Die microSD-Karte- maximal 32GB – wäre da eine optimale Lösung. Nur lässt Google das Speichern von Apps auf der Karte (noch) nicht zu. Vermutlich wird diese Funktion im kommenden Update mit dabei sein. Sicher muss man nicht jedes noch so tolle App installieren. Doch bei den heutigen Speicherpreisen wäre ein doppelt so grosser Speicher doch sicher drin.
Das ist aber auch schon der einzige Kritikpunkt der mir in den letzten drei Wochen aufgefallen ist. Ansonsten ist das HTC Desire für mich das perfekte Smartphone. Es organisiert mein tägliches digitales Leben und bringt mir das, wovon ich schon beim Freerunner geträumt habe. IMHO wird Android in naher Zukunft das iPhone-OS ablösen, weil es fortschrittlicher ist, auf diversen Endgeräten läuft und vorallem weil es offen ist.

10 Gedanken zu „Erfahrungsbericht HTC Desire“

  1. Hoi Tom
    Spanende Sache, dein Bericht über den HTC. Beschäftige mich zur Zeit mit einem Wechsel von Nokia zu HTC. Die Würfel sind noch nicht gefallen 😉 Kannst Du mir sagen, ob ich einzelne Ordner oder Programme mit einem Code sichern/sperren kann?

    Täänks
    Werner

    1. Hi Werner,
      vielen dank für die Blumen. 🙂
      Kann dir nur sagen, dass du mit einem Android-Smartphone deine Freude haben wirst. Ich würde es nie mehr hergeben.
      Zu deiner Frage kann ich dir leider nichts sagen. Vielleicht findest du aber im AndroidPIT-Forum etwas.
      Gruss und viel Erfolg beim Entscheiden.
      Tom

  2. Hallo,
    ich habe bereits ein HTC Desire – und möchte von dem Kauf sehr abraten. Aus folgenden Gründen:
    1. Wenn man vor allem etwas Schickes will, mit wenig Rücksicht auf gute Nutzbarkeit, ist es sicher passend.
    2. Der Touchscreen ist – wie alle anderen, die ich bisher kennengelernt habe auch – sehr fehleranfällig. Wenn man bisher Nokia mit guter Tastenerkennung gewöhnt war, braucht man für sms und Texteingaben vielfach länger, weil man viel mehr Fehler macht und die Korrekturen dann auch noch schwieriger sind – selbst mit dem mouseball auf dem Desire.
    3. Eine Nutzung, wenn man sich selbst bewegt, ist kaum möglich. Dann ist das Treffen der richtigen touchscreen-Stelle noch schwieriger. Man muss immer stehenbleiben, wenn man etwas schreiben will.
    4. Ganz schlecht: Auch nach Rücksprache mit HTC wurde mir (leider) bestätigt, dass das HTC nur drei von vornherein festgelegte Sprachen für das Wörterbuch haben kann. Es gibt genug Leute in Deutschland (siehe blogs), die haben nicht einmal Deutsch als Sprache auf ihrem in Deutschland gekauften Desire. Selbst wenn man aber Deutsch drauf hat, und Freunde oder Kollegen in einem anderen Land anschreiben will, und deren Sprache nicht drauf ist, gibt es keine Chance, sie für das Wörterbuch nachzuladen. Während ältere Handys von mir schon vor Jahren 8 Sprachen als Wörterbuch hatten, bietet HTC unverständlicherweise maximal drei an, und diese sind nicht einmal änderbar.
    5. Das Ändern von Profilen (laut, Vibration etc.), Display-Helligkeit etc. ist ebenfalls umständlicher als ich es bisher von Nokia gewöhnt war.
    6. Die Autonomie ist max. 6 Stunden, selbst bei geringer Nutzung und ausgeschaltetem GPS. Dann muss man schon über Nachladen nachdenken.

    Also, überlegt es euch nochmal. Wer etwas Schickes für GPS oder Internet haben will – vielleicht. Wer etwas möchte, mit dem er einfach und schnell die Grundfunktionen Telefonieren und SMS nutzen möchte, wird aus meiner Sicht mit dem Touchscreen-Lay-out generell und dem Desire im Besonderen nicht glücklich.

  3. Dass die Entwicklung der Akkus auf der Strecke blieb, kann man so nicht sagen. Es werden Unsummen in die Entwicklung gesteckt, leider ist bisher noch keine bessere Technik in Sicht, die Li-Ionen Akkus ersetzen kann. Die Entwicklung der Brennstoffzelle kommt leider auch nicht so richtig vom Fleck.. Das grosse Problem sind aber die Handys selber: immer grössere Displays, immer schnellere Prozessoren, immer mehr Features werden reingepackt. Da ist es völlig klar, dass die Laufzeiten der Handys nicht so recht vom Fleck kommen. Es gibt aber doch vielvesprechende Ansätze: Forschern ist es gelungen einen Handy-Lithium-Ionen-Akku in 6! Sekunden aufzuladen- das beste der Akku wird durch die extrem kurze Aufladezeit sogar noch geschont- hoffen wir, dass diese Technologie bald auf den Markt kommt..

  4. Zu der Akkulaufzeit möchte ich auch noch etwas sagen. In der Originaleinstellung holen sich sehr viele Anwendungen ständig wieder Daten aus dem Internet, z.b. die E-Mail Anwendung macht das alle 15 Minuten. Es bringt also einiges mal die Einstellungen der verschiedenen Apps genau zu studieren und anzupassen. Auch der animierte Standbybildschirm sollte deaktiviert werden. Viele Anwendungen benutzen auch GPS, nicht nur Google Maps, auch ein Akkukiller. Ebenso das Wlan: offensichtlich suchen die Android Handys ständig nach Acess Points..
    Es gäbe noch mehr zum Thema zu sagen, aber im Internet gibt es genug Anleitungen wie man die Laufzeiten seines Android Handys verbessern kann, dann halten die Geräte auch 3 Tage oder noch länger..

    1. Hi,
      das hat leider mehrere Gründe. Welche, werde ich in einem Relaunch-Artikel erwähnen. Bald wird was kommen.
      Danke dir aber schon mal für den Ansporn.

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